[vc_row][vc_column][vc_column_text]GEDANKEN DER FRAU ROSA – INNENSCHAU (DEZEMBER 2017)

Und neulich….
fürchtete sich Frau Rosa.

Von außen nach innen zu schauen war häufig schwierig, oft unmöglich.

Doch in diesem Fall war es anders. Frau Rosa dachte, wenn das Innen beleuchtet ist und das Außen dunkel wie die Nacht, ist es leicht nach innen zu sehen. Sogar Details blieben nicht verborgen.
Doch wen würde das Chaos interessieren? Wer könnte es ordnen? Bräuchte es eine Ordnung? Für wen? Verborgen blieb hier, was im Außen war.

Warum hatte sie eine solche Angst? Wer sollte denn des nachts in ihrem Garten stehen und hineinstarren? Wozu? Ihr Herz ging in erhöhtem Tempo und Ihre Nackenhaare stellten sich auf. Sie spürte genau, da war was. Frau Rosa formte ihre Hände zu einem Tunnel und presste ihr Gesicht dichter an die Scheibe.

Nun erkannte sie wenigstens die Umrisse. Meine Güte, wer oder was war das nur? Es war besser, das Licht zu löschen und die Lichtverhältnisse anzugleichen. Sie begab sich sozusagen auf Augenhöhe.

Langsam wurden die Umrisse deutlicher. Nun erkannte Frau Rosa ihren Gedanken. Diesmal war es eine dicke, mächtige Dame. Sie wirkte klebrig, obgleich sie wirklich schön war. Die rosige Gesichtsfarbe verriet, dass sie schon recht lang dort draußen saß. Frau Rosa fand es schwierig, bei korpulente Personen das Alter zu schätzen. Die Hollywoodschaukel bog sich durch das Gewicht. Das leichte Schaukeln verursachte eine zarte knarzige Melodie im 6/8 Takt.
Wenn das Ihre Furcht war, die immer mal wieder an ihr klebte, war sie doch sehr hübsch anzusehen. Wirkte zwar eindrucksvoll, aber keinesfalls bedrohlich. Irgendwie war sie erleichtert: es war nur ein Gedanke und damit kannte sie sich aus.

Sie konnte sich auseinandersetzen und letztlich beherrschte immer noch SIE SELBST ihre Gedanken.

Ging es um die Innenschau oder die Ausstellung? Etwas nach außen stellen…
Welche Kunstwerke würde sie ausstellen wollen oder können? Gab es etwas von Interesse? Wollte sie das?

Wenn man etwas ausstellt, will man, dass es betrachtet wird. Vielleicht erhofft man sich Feedback dazu. Denkbar wäre, in eine Auseinandersetzung zu gehen.

Dazu müsste sie erstmal selbst überzeugt sein, sich selbst einschätzen, sich selbst bewusst und sicher sein, ihren Wert kennen.
Und es bräuchte wenigstens ein paar Leute, die neugierig und zur Betrachtung bereit wären. Wer fragt, bekommt zumeist Antworten. Das diese nicht immer den Erwartungen entsprechen, kann schon sein.
Wenn sie nur wüsste, ob oder wie die Bilder übereinstimmten? Es könnte also spannend werden, vielleicht sogar ein bisschen riskant, aber es könnte Spaß machen.
Die dicke, mächtige Dame war kaum noch erkennbar und das war gut so!

Autorin: Aline Kramer-Pleßke[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]